Wahrheit und Lüge

Ich scheue mich ein wenig, das Thema Wahrheit und Lüge zu behandeln, denn es ist mir durchaus klar, dass es sich hierbei um ein sehr heikles Thema handelt, streifen wir dabei doch einen der wichtigsten Bereiche unseres Lebens. Gott selbst ist der oberste Repräsentant von Wahrheit und Gerechtigkeit, und es ist sein Wunsch, dass wir uns ihm mit unserem Charakter immer mehr angleichen. Wie ernst Gott aber die Frage der Wahrhaftigkeit nimmt, kann man schon alleine daraus ersehen, dass diese Bestandteil der Zehn Gebote Gottes ist: 2. Mose 20,16 (SCHL): Du sollst kein falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten!


Im Hebräischen verwendet man für den Begriff Wahrheit den Ausdruck אמת (emet), der von dem Wort אמן (aman) abgeleitet ist, was Zuverlässigkeit, Wahrhaftigkeit, Bewährtheit oder Tüchtigkeit bedeutet. Und in der Tat hängen Wahrheit und Zuverlässigkeit eng miteinander zusammen. Für jeden ist unmittelbar einsichtig, dass auf einen Lügner kein Verlass ist.


Wahrhaftigkeit und die damit zusammenhängende Zuverlässigkeit ist eine Frage des Charakters, und man erkennt sie, wie Jesus sagte, schon an kleinen Dingen:

Lukas 16,10 (SCHL): Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht.


Der alte Bund (das Alte Testament) ist vor allem auf die Erkenntnis ausgerichtet, dass Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit grundlegende Attribute Gottes sind und dass Gott die Lüge hasst.



Für den Begriff Lüge verwendet das Hebräische den Ausdruck שׁקר (sheker), für das Verbum lügen die Ausdrücke כּזב (kazab), כּחשׁ (kahash) und שׁקר (shakar). Die meisten Leute lügen, wenn sie Angst haben oder sie tun es des eigenen Vorteils willen. Nicht einmal bekannte Gestalten der Bibel waren davor gefeit zu lügen, und meistens waren dann handfeste Probleme die Folge. Gewiss kennen Sie die Geschichte von Abraham (Abram), der von seiner Frau sagte, dass sie seine Schwester sei, denn zum einen hatte er Angst und zum anderen versprach er sich von dieser Lüge gewisse Vorteile für sich selbst. Und Isaak sollte dann später dem Beispiel seines Vaters folgen.


Vielleicht kennen Sie den Terminus „barmherzige Lüge“, Gott aber kennt diesen Terminus nicht, zumindest verwendet er ihn nicht. Die meisten Dinge in unserem Leben sind nicht schwarz-weiß. Wir sollten zwar stets das wahre Maß finden, doch in Bezug auf die Wahrheit gilt dies nicht. Hier gilt: Alles, was nicht wahr ist, ist Lüge! So sorgen beispielsweise Übertreibungen nicht selten für eine allgemeine Belustigung, doch in Wirklichkeit ist eine Übertreibung nichts anderes als eine Lüge!


Lügen (falsche Zeugenaussagen) können großes Unheil anrichten, daher werden sie in der Regel von bösen Menschen als Waffe zum Erreichen eigener Ziele oder zur Rache und ähnlichem benutzt. Die Folgen einer Lüge lassen sich häufig überhaupt nicht abschätzen. So finden wir beispielsweise im 1. Könige 13 die Geschichte eines Propheten, der einen anderen Propheten belügt und ihm (mit Erfolg) weiszumachen versucht, eine Botschaft Gottes für ihn zu haben, was diesen anderen Propheten am Ende das Leben kostet. Sicher kennen Sie auch die Geschichte von Ananias und Saphira, die sich vor den anderen besser darstellen wollten als sie waren (sie logen), und die dafür mit dem Leben bezahlen mussten. Eine Lüge ist wirklich eine schwerwiegende Sache, und entsprechend sollten wir auch mit ihr umgehen.


Das griechische Wort für Wahrheit ist αληθεια (alétheia), für Lüge ψευδος (pseudos). Im neuen Bund (Neuen Testament) finden wir ungleich mehr Informationen zu Wahrheit und Lüge als im alten Bund. Das meiste „Material“ dazu stammt direkt von Jesus Christus, aufgezeichnet von dem Apostel Johannes.

 


Von Jesus Christus heißt es, dass er voller Gnade und Wahrheit (Johannes 1,14) war (ist), und er selbst gab von sich Zeugnis ab, dass er die Wahrheit und das Leben ist (Johannes 14,6) und dass er gekommen ist, um Zeugnis von der Wahrheit abzulegen (Johannes 18,37). Jesus bestätigte, dass das Wort Gottes Wahrheit ist (Johannes 17,17). Außerdem sagte er, dass, wenn wir die Wahrheit erkennen, diese Wahrheit uns freimachen wird (Johannes 8,32).


Jesus sprach davon, dass der verheißene Heilige Geist der Geist der Wahrheit sei (Johannes 14,15-17; Johannes 15,26; Johannes 16,13), und dass, wer Gott anbeten will, dies im Geist und in der Wahrheit tun soll (Johannes 4,23-24).


Und wie verhält es sich nun mit der Lüge? Als Jesus einmal mit den Juden redete, die ihm nicht glaubten, sagte er unter anderem:

Johannes 8,44 (SCHL): Ihr habt den Teufel zum Vater, und was euer Vater begehrt, wollt ihr tun! Der war ein Menschenmörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben.


Jesus bezeichnet den Satan also als Lügner, ja sogar als „Vater der Lüge“. Es ist eine sehr erschreckende Vorstellung, dass wir immer dann, wenn wir lügen, dem Bösen Raum geben und dieser Böse in diesem Moment zu unserem geistigen Vater wird… Die Lüge ist wirklich ein schwerwiegendes Problem. Kein Wunder, dass sie sogar auf der Liste jener Gründe (Sünden) steht, derentwegen man nicht in das Reich Gottes gelangen kann:

Offenbarung 21,8 (SCHL): Die Feiglinge aber und die Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner - ihr Teil wird in dem See sein, der von Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.


Offenbarung 22,15 (SCHL): Draußen aber sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut.


Wir müssen begreifen, wie schwerwiegend die Frage der Wahrhaftigkeit und der Liebe zur Wahrheit ist. Es ist nicht nur die Angst vor der Gehenna (dem Feuersee), die uns hier aufrütteln sollte. Die Liebe zur Wahrheit ist vielmehr der entscheidende Faktor, wenn man die Wahrheit finden will! Der Apostel Paulus weist darauf hin, dass der Gesetzwidrige die Kraft des Satans haben wird, dass er Wunder und trügerische Zeichen tun und jene Menschen verführen wird, die keine Liebe zur Wahrheit in sich haben:

2. Thessalonicher 2,9-12 (SCHL): ihn, dessen Kommen aufgrund der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder und aller Verführung der Ungerechtigkeit bei denen, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können. Darum wird ihnen Gott eine wirksame Kraft der Verführung senden, sodass sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern Wohlgefallen hatten an der Ungerechtigkeit.


Paulus kündigt außerdem an, dass eine Zeit kommen wird, wo die Menschen sich einen Lehrer suchen werden, der sie nicht die Wahrheit lehren wird, sondern das, was ihren Ohren schmeichelt:

2. Timotheus 4,1-4 (SCHL): Daher bezeuge ich dir ernstlich vor dem Angesicht Gottes und des Herrn Jesus Christus, der Lebendige und Tote richten wird, um seiner Erscheinung und seines Reiches willen: Verkündige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden.


Ich glaube, dass wir hier vor einem Berg von Material stehen, über das nachzudenken sich wirklich lohnt. Durchs Leben zu gehen mit dem strikten Vorsatz, sich stets an die Wahrheit zu halten, ist nicht einfach, aber wenn wir zu Freude Gottes beitragen möchten, ist dies nichts weniger als eine Notwendigkeit. Man mag uns vielleicht für verrückt halten, aber wir tragen einen Teil des Charakters Gottes. Wenn unsere Liebe zur Wahrheit größer ist als unsere Angst (z.B. vor Ablehnung), wird Gott uns davor schützen, dass wir einer Lüge, die für uns katastrophale Folgen hätte, Glauben schenken.

 
Libor Diviš

 

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